Für viele Menschen ist und bleibt die Gründung des eigenen Unternehmens ein Traum. Unser heutiger Gast Daniel Bassing lebt diesen Traum. Schon lange vor seinem Studium interessierte er sich für verfahrenstechnische Fragestellungen. Aufgrund der zusätzlichen Leidenschaft für Bier fand er den Weg zur Brauerei- und Lebensmitteltechnik. Mit seinem Studium des Chemie- und Bioingenieurwesens konnte er das Wissen auf den Gebieten der Chemie, Lebensmittel- und Biotechnologie und Maschinenbaus enorm erweitern und legte damit den Grundstein für seine heutige Selbstständigkeit.
Mit Craft-Ing® betreibt Daniel Bassing das einzige Ingenieurbüro in Deutschland, das Kompetenzen auf den Gebieten der Brautechnik für Brau-Einsteiger bis zur etablierten Gasthausbrauerei anbietet. Auch bevazar hat sich mit seiner Beschaffungsplattform auf kleine und mittelständische Brauereien, Getränkeproduzenten und Abfüllbetriebe fokussiert. Wir haben uns deswegen mit Daniel Bassing, dem Gründer von Craft-Ing® unterhalten.
Daniel Bassing, was machen Sie genau?
Mein Name ist Daniel Bassing. Ich werde bald 34 Jahre alt und fühle mich (meistens) nur halb so alt. Ursprünglich bin ich in dem beschaulichen Burgkunstadt aufgewachsen, unweit der heimlichen Bierstadt Kulmbach. Natürlich begleitet einen jungen Franken tagtäglich die fränkische Bierkultur, auf die man zu Recht stolz sein kann.
Durch mein Studium des Chemie- und Bioingenieurs habe ich dann die Leidenschaft für Anlagentechnik, Mess- und Regelungstechnik sowie Biochemie/Mikrobiologie entdeckt. Zusammen mit meinem Hobby – dem Bierbrauen – kombiniere ich meine beiden Leidenschaften und habe deshalb vor knapp vier Jahren meine Firma „Craft-Ing®“ gegründet. Hier berate ich Menschen, die sich als Brauer versuchen wollen, bis hin zu Brauern und Profis, die komplett davon leben. Mein Aufgabenfeld umfasst alles von der Beratung und Projektierung, bis zur Realisierung und Inbetriebnahme sowie After Sales Service – also ein Rundum-Sorglos-Paket, ausgerichtet auf kleine Brauereien und Gasthausbrauereien.
Warum haben Sie sich selbstständig gemacht?
Zum einen habe ich einen hohen Anspruch an mich und bin ehrgeizig darin, meine Ziele zu verwirklichen. Da ich mich gerne auf das Wesentliche fokussiere und meinen eigenen Weg gehe, hat sich die Selbstständigkeit angeboten. Für mich ist es nach wie vor genial mein Hobby, mein Studium und meine Leidenschaft kombinieren zu können und täglich in meinem Beruf auszuüben.
Was bedeutet der Firmenname Craft-Ing genau?
Mit dem Namen wollte ich eine Brücke schlagen zwischen meiner eigentlichen Geschäftsidee und meinem täglichen Tun. Craft kommt von crafted, also handgemacht. Ich erarbeite mir sehr viel selbst. Einerseits aus Eigeninteresse, andererseits weil es oftmals am Markt nichts Passendes gibt. Zudem habe ich in den letzten Jahren viel Handwerkliches gelernt, das ich natürlich immer in meine Arbeit mit einfließen lasse.
Durch die Buchstaben ING wollte ich zum Ausdruck bringen, dass hinter all meinen Gedanken und meinem Tun eine fundierte Ausbildung inkl. fundierte Erfahrungen stecken. Ich habe an der Universität Erlangen-Nürnberg meinen Bachelor und Master gemacht, anschließend noch 4 Jahre Promotionsstudium angeschlossen und mich parallel dazu selbständig gemacht. In dieser Zeit habe ich mich nach und nach auf das Marktsegment spezialisiert, welches ich heute tagtäglich bearbeite: Anlagen- und Steuerungstechnik, kombiniert mit mikrobiologischen Verfahren (dem Brauen) und vielen Einflüssen durch Elektronik, Werkstoffkunde und Co.
Hatten Sie schon während Ihres Studiums gewusst, welche Richtung Sie danach einschlagen wollen?
Ich hatte in der Zeit während meines Doktoranden-Studiums oft die Situation, dass mein Chef Sachen von mir bearbeitet bekommen wollte, von denen ich genau wusste: “das interessiert keine Sau”. Das war der Schlüsselmoment dafür, mich selbständig zu machen. Als ich die Aufgabe bekam eine neue Versuchsanlage zu entwickeln, zu konstruieren und in Betrieb zu nehmen, merkte ich einen starken inneren Drang, dass ich das unbedingt machen wollte. Endlich ein komplettes Projekt, dass nur durch mein Denken und Wirken entsteht – das war damals und ist bis heute meine absolute Leidenschaft. Die ganz genaue Richtung hat sich dann in den letzten zwei Jahren meines Promotionsstudiums herauskristallisiert.
Was war Ihr größtes und was Ihr kleinstes Projekt, das Sie bisher verwirklicht haben?
Das kleinste Projekt ist bislang eine Brauwerkstatt, die 2 x 30 Liter Sudwerke für Brauseminare betreibt. Hier sind wir gerade dabei eine sinnvolle und stabile Gärführung mit kleiner Abfüllung aufzubauen. Die kleinen Brauereien füllen meist nur in ihre Fässer und brauen alle 1-2 Monate. Die großen mehrmals wöchentlich.
Das größte Projekt sind aktuell zwei komplette Brauereien mit jeweils einem doppelsudfähigen 20 hl Sudhaus inkl. Gärkeller, Abfüllung, Lager etc.. Grundsätzlich sind Gesamtprojekte relativ aufwändig, weil man sich um alles kümmern muss: Von der Beratung über die Beschaffung (ich integriere auch öfter gebrauchte Technik in meine Projekte), über Engineering wie Pläne erstellen, Aufstellungszeichnungen, etc. bis hin zur Einbringung, Montage und Inbetriebnahme. Anschließend gibt es für die einzelnen Maschinen Einweisungen, Schulungen etc.. Das ist ein enormer Umfang, der hier bewältigt werden muss.
Wo sehen Sie die größten Chancen in Ihrer Branche?
Die größte Chance ist meiner Meinung nach, dass die Menschen in Deutschland immer mehr regionale Produkte beziehen und genießen wollen. Hier sind die Leute auch bereit etwas mehr Geld zu bezahlen, als für die meisten Industriebiere. Aus diesem Grund entstehen sehr viele lokale, kleine Brauereien mit regionalen, qualitativ hochwertigen Spezialitäten. Das heißt die Vielfalt für den Biertrinker wird immer größer.
Wie sieht für Sie das Einkaufen in der Zukunft aus & wo sehen Sie derzeit Wandlungsbedarf?
Bezogen auf das Online-shoppen von Brauerei Equipment, sehe ich nur Zukunft für Artikel, die keine Beratung benötigen. Alles andere muss bzw. sollte immer diskutiert werden. Das Gerät/die Maschine, die für Person A gut und passend ist, muss noch lange nicht für Person B taugen und umgekehrt. Das erlebe ich jeden Tag! Wichtig ist demnach, dass die Qualität der Produktbeschreibungen steigt, damit die Einkäufer auch bei Standardprodukten genau wissen, was sie sich in den Warenkorb legen.
Was machen Sie sonst in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht mit der Arbeit beschäftigt sind?
Wenn ich nicht arbeiten muss, arbeite ich gerne trotzdem! Und wenn mal eine Pause ansteht, bin ich sehr gerne an der frischen Luft, gehe mit meinem Hund Gassi, Mountainbiken, Wandern, Campen und solche Sachen. Ich bin viel Draußen unterwegs!.
Wir bedanken uns bei Daniel Bassing für das spannende Gespräch und die tolle Zusammenarbeit in den letzten Monaten.